Sonntag, 2. Dezember 2012

In meiner Stadt

Da sind wir nun – direkt im schicken Zentrum der besten Stadt der Welt. Alita liegt im Yacht Club Porto Madero,  mitten zwischen Wolkenkratzern direkt im Zentrum von Buenos Aires. Was für ein Gefühl! Ich liebe diese Stadt. Mit der eigenen Yacht hier zu liegen, das wird sicherlich eines der strahlendsten Highlights meines Lebens bleiben.  

Die Fahrt hierher war… abwechslungsreich. Nach einem guten Start aus Rio Grande mit ein paar Stunden schönem Wind, hatten wir die nächsten 30 Stunden fast nichts. Trotzdem kam keine große Langweile auf, denn wir hatten mit jeder Menge blinder Passagiere zu kämpfen, die sich in Rio Grande an Bord geschlichen hatten.

Dort lag die Yacht ja direkt an einer kleinen parkähnlichen Anlage und wurde von den dortigen Anwohnern scheinbar eingemeindet. Eine Spinne hat ein 30qm großes Netz zwischen den beiden Achterstagen gespannt, ein paar Ameisen haben sich im Beiboot versteckt und irgendwo hat eine Fliege ihre Eier hinterlassen, so dass unsere Antifliegenkanone fast im Dauereinsatz war.
 
Kaum waren die Insekten entsorgt, hieß uns die erste Argentiniern willkommen – eine einzelne Seelöwin, die Alita eine Weile begleitete, sich um uns herum im Wasser räkelte und uns zwischendurch freundlich anschnaubte.

Kaum hatten wir uns von all diesen Abenteuern erholt, kamen in der Abenddämmerung die ersten Gewitterwolken in Sicht. Wunderschöne, majestätische Wolkenkunst im roten Abendlicht. Micha hat wieder tolle Bilder in der Bildergalerie.

Aber es fiel uns schwer diese Schönheit zu genießen, da wir schon wussten, dass wir das Schauspiel mit einer anstrengenden Nacht bezahlen werden. Alita besteht zwar gänzlich aus Aluminium und Blitze können ihr keinen echten Schaden zufügen – wohl aber der Elektronik an Bord, der durch Überspannungen und elektromagnetische Impulse bei einem Volltreffer der Totalschaden droht. Deswegen ist so ein Gewitter auf See immer ein wenig Nervenkrieg und psychologisch anstrengend.

Dazu kommt die körperliche Anstrengung, da alle 5 Minuten die Windrichtung und die Windstärke drastisch wechselt. Auf Wache muss man also andauernd mit den Segeln „arbeiten“. Wenn man dann auf Freiwache müde in die Koje fällt, kann man trotzdem schwer schlafen, weil sich laufend die Lage im Bett ändert und die Wache an Deck bei der Bedienung der Winchen auch nicht gerade leise ist.

Als dann am späten Vormittag des nächsten Tages die Gewitter vorüber und wir so richtig übermüdet waren, begann dann die seemännisch anspruchsvolle Einfahrt in die Mündung des Rio Plata, wo es nicht nur unangenehme Wellen hat, sondern auch richtig, richtig viel Schiffsverkehr. Hier sind die größten Häfen von Argentinien und Paraguay und hunderte von Frachtern und Tankern fahren über ein Netz von Schifffahrtsstraßen aus und ein.

Im Morgengrauen des nächsten Tages waren wir dann endlich auf dem Canal Norte, der Zielgeraden in den Hafen - die eindrucksvolle Silhouette der Stadt und der untergehende Vollmond vor uns, die aufgehende Sonne hinter uns – da erwischte uns noch ein weiteres, heftiges Gewitter, das sich erst kurz zuvor, nördlich der Stadt, gebildet hatte. Blitze, Böen und Starkregen, der uns die Sicht nahm, waren nicht gerade das optimale Wetter in einen unbekannten Hafen einzulaufen.

Aber was für ein tolles Gefühl, als wir nach all diesen Anstrengungen dann im Hafen waren, die Wellen aufhören, der Wind den Atem anhielt, der Regen seinen Schleier von dem eindrucksvollen Panorama lüftete und die erwachende Stadt fast lautlos vor uns lag. Ein einzigartiger Moment!

Wir werden jetzt zwei Wochen das Stadtleben genießen und sowohl uns als auch Alita auf die harten Etappen vorbereiten, die in den kommenden Monaten vor uns liegen. Von mir hört ihr also erst wieder, wenn wir auf dem Weg nach Puerto Madryn sind. Ich bin beschäftigt!

 

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