Mittwoch, 27. März 2013

Segelmarathon

Was soll ich sagen: Es hat mal wieder eine Weile länger gedauert, bis ich zu meinem regelmässig unregelmässigen Blogeintrag gekommen bin. Wie ihr vielleicht noch wisst, sind wir in Puerto Montt von einer Schlechtwetterperiode festgenagelt worden, so dass wir fünf Tage später als geplant Richtung Valparaiso aufbrechen konnten.
Als wir dann endlich loskamen, ging es aber sehr flott. Auf der Fahrt nach Valparaiso hat Alita gleich einige ihrer eigenen Rekorde gebrochen. Zweimal waren mit 14,3 Knoten Fahrt über Grund unterwegs. Das erste Mal im Kanal Chacao, wo wir über 8 Knoten Strömung von hinten hatten. Das zweite Mal dann draußen auf dem Meer, wo wir von knapp 40 Knoten Wind und 4 Meter Wellen beschleunigt wurden. So haben wir dann auch unser bisher größtes Etmal (gefahrene Tagesstrecke) von 210 Seemeilen (390 Kilometer) erreicht.
Ein wenig verlorene Zeit konnten wir also wieder gut machen, die wir im Yacht Club Higuerillas in der Nähe von Concon, etwas nördlich von Valparaiso dringend benötigten. Dort wurde Alita zu ihrem jährlichen Vollpflegeprogramm aus dem Wasser gehoben. Wir haben das Antifouling erneuert, den Bugstrahler provisorisch repariert (Ersatzteile sind immer noch nicht zu bekommen), alle Bordbatterien und die Stopfbuchse (Wellendichtung) ersetzt und mehr als €4000,- in unseren Volvo investiert - der uns nun hoffentlich wieder einige Jahr so brav dient, wie er uns bisher gedient hat. Außerdem war das Großsegel beim Segelmacher und wir haben diverse kleine Stellen auf Alita neu lackiert.
Die Woche war also nicht nur sauteuer, sondern auch sauanstrengend. Außerdem geht mir das immer aufs Gemüt, wenn in Alitanien alles drunter und drüber geht, wenn in meinem Wohn- und Schlafzimmer das Werkzeug und die Ersatzteile überall herumliegen und ich überall wohin ich blicke, nur Baustellen entdecke. Für einen Blogeintrag hatte ich also weder die nötige Zeit noch den nötigen Nerv.
Vor vier Tagen waren wir dann schließlich fertig. Dann wurde vollgetankt, auf- und umgeräumt, die zwei neuen Crewmitglieder eingewiesen und noch am selben Abend ging es los, auf die erste Etappe der Pazifiküberquerung, von Valparaiso auf die Robinson Crusoe Insel - fünf Tage später, als ich es vor über einem Jahr geplant hatte.
Ohne die Hilfe von Gyuri, der uns nun bis Neuseeland begleiten wird, und schon in Higuerillas auf uns gewartet hat, wäre es wohl noch später geworden. Er hat uns jeden Tag auf dem Boot geholfen und mehrfach abends gekocht und uns sehr viel Arbeit abgenommen. Danke!
Seit zwei Tagen sind wir nun auf der Insel Robinson Crusoe. Hier, auf der damals unbewohnten Insel 360 Meilen vor der chilenischen Küste, wurde der schottische und wohl sehr nervige Seemann Selkirk von seinem Kapitän ausgesetzt und erst nach über 4 Jahren von einem anderen britischen Schiff wieder mitgenommen. Seine Geschichte hat den Schriftsteller Dafoe zu der Geschichte von Robinson Crusoe inspiriert, nach der die Insel heute benannt ist.
Die Insel ist im Wesentlichen ein Naturschutzgebiet mit einem kleinen Dorf, das vor zwei Jahren von einem Tsunami heimgesucht wurde, bei dem der ganze untere Teil der Stadt verwüstet wurde. Der Wiederaufbau läuft gerade auf Hochtouren. Die Menschen hier sind aber sehr relaxt und sehr freundlich, aber auch ein bisschen komisch. So hat uns der örtliche Mann von der SAC, der chilenischen Umweltbehörde, hier nicht nur erneut kontrolliert, ob wir auf See zwischen Valpo und hier nicht etwa verbotene Lebensmittel gekauft und nach Chile eingeschifft hätten. Er schärfte uns außerdem dringend ein, dass wir unseren Müll auf keinen Fall auf der Insel wegwerfen dürften, sondern dass wir das Zeug bitte, auf dem Weg zu den Osterinseln, draußen auf See über Bord werfen sollten. Kein Wunder, dass etwas westlich von hier, im Zentrum des südpazifischen Hochdruckgebiets, der Plastikmüllkontinent ständig wächst, wenn die hiesige Umweltbehörde solche Anweisungen gibt!
Natürlich werden wir unseren Müll nicht auf See entsorgen, wenn es dann morgen losgeht auf die längste Etappe unserer Reise. Wir konnten uns hier zwei Tage schön ausruhen und alle sind fit für die eEintausendsiebenhundertundeinpaarzerquetschten Seemeilen über den Pazifik, bis auf die Osterinsel. Wir erwarten für die ganze Strecke relativ wenig Wind, deswegen kann es schon mehr als 14 Tage dauern, bis wir dort ankommen. Aber wie immer auf den großen Etappen, werden wir Euch auch von unterwegs auf dem Laufenden halten.

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