Sonntag, 5. Mai 2013

Aloha Südsee

Vor ein paar Tagen sind wir angekommen, in der Südsee. Dort wo die palmengesäumten Strände und das türkisfarbene Wasser zuhause sind, wo die Menschen überaus freundlich sind und alle ganz viel Zeit haben. Hier lassen wir die nächsten 6 Monate die Seele mit uns in der Hängematte baumeln und fünf gerade sein.
Unser Einklarierungshafen im Paradies sind die Gambier Inseln in Französisch Polynesien, genauer gesagt die Polizeistation im Örtchen Rikitea auf Mangareva. Bevor wir aber dort hingelangen, jagt uns Alita nochmal einen kleinen Schreck ein.
Als wir nämlich vor dem Riff den Motor anwerfen, ertönt plötzlich der Öldruckalarm. Also Motor schnell wieder aus und erst mal Lage checken. Öl ist drin und auch sonst scheint alles normal. Höchstwahrscheinlich ein elektrisches Problem, aber hier am Arsch der Welt will ich kein Risiko eingehen. Der Wind ist günstig, also segeln wir an unseren Ankerplatz, durch teilweise sehr enge Riffpassagen. Das ist nur möglich, weil sowohl die Seekarte als auch die Betonnung hier ganz ausgezeichnet sind, dank der Franzosen und ihren Atomtests (hier war die Beobachtungszentrale). Jeder Korallenkopf innerhalb des Riffs ist einzeln kartographiert. Ganz erstaunlich! Vor allem wenn man aus Chile kommt, wo das wahre Leben um bis zu drei Kilometer von der Seekarte abweichen kann.
Am Ankerplatz angekommen feiern wir erst einmal die geglückte Pazifiküberquerung. Das Einklarieren ist ganz problemlos (nur einen Zettel ausfüllen und dann selbst zu Post bringen). Genauso ist die "Motorreparatur" letztlich ein Kinderspiel. Obwohl ich erst vor 10 Motorstunden in Puerto Montt das Öl gewechselt habe, mache ich das nochmal. Das Öl ist recht schnell, sehr schwarz geworden und ich befürchte die chilenische Ölqualität ist schlecht. Zum Glück habe ich noch 10 Liter gutes Öl und diverse Ölfilter an Bord. Dann noch schnell den Öldruckschalter aus- und wieder einbauen, diverse Kontakte und Stecker mit Kontaktspray benebeln… und Alita ist wieder glücklich. Und wir erst!
Seither erforschen wir Land und Leute. Erst sind wir etwas verwundert, dass es hier nirgendwo frisches Obst oder Gemüse einzukaufen gibt, bis wir feststellen, dass man lediglich bei den netten Polynesiern zuhause nachfragen muss. In deren Paradiesgärten wachsen zuckersüße, riesige Grapefruit, Brotfrüchte, Papayas, Goyabas, Bananen, Kokosnuss und wenn man höflich bittet, geben sie einem gern und reichlich - so viel, dass man es kaum tragen kann.
Natürlich gib es hier auch eine Bäckerei in der man täglich frisches, knackiges Baguette bekommt. Sonst nichts. Klar, wir sind schließlich in Frankreich.
Nach ein paar Tagen Erholung in Rikitea haben wir dann wieder den Anker gelichtet und sind ein bisschen im Atoll herumgesegelt, haben kleine, menschenleere Paradiesinseln mit weißen Stränden für uns erobert und schnorchelnd und spazierend ein wenig die Natur erforscht. Das werden wir die nächsten Tage weiter machen, bis in einer Woche der Sebastian ankommt, der mit uns auf der nächsten Etappe zwei Monate lang die gesamten Tuamotus unsicher machen wird.
Unser anderer Dauergast, der eigentlich noch bis nach Neuseeland mitfahren wollte, hat uns hier verlassen. Das Leben auf dem Segelboot war ihm wohl letztlich doch zu langweilig und man muss auch ganz ehrlich sagen, dass wir nicht so gut zusammen gepasst haben. Obwohl er wirklich ein sehr netter Mann ist und sehr gut deutsch gesprochen hat, gab es immer wieder kulturelle und kommunikative Missverständnisse und eine locker flockiger Umgang miteinander ist nur schwer möglich, wenn bei der Übersetzung ein Großteil der Message verloren geht.
Aber wir haben von Anfang an gewusst, dass so lange miteinander zu segeln durchaus schwierig sein kann und bereits zu Beginn ausgemacht, dass unsere Vereinbarung von beiden Seiten jederzeit kündbar ist. Nun gehen wir rechtzeitig und in Frieden auseinander, bevor es zum Streit kommt. Wenn man bedenkt, dass sich andere Crews innerhalb von drei Wochen auf einer Atlantiküberquerung so sehr zerfleischen, dass es zu Mord und Totschlag kommt, dann sind wir in den letzten 7 Wochen über den Pazifik ganz ausgezeichnet miteinander ausgekommen.

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2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr Lieben,
    herzlichen Glückwunsch zur Pazifiküberquerung
    mit nur 10 Motorstunden. Die vielen (Motor)Stunden davor habe ich noch sehr gut in Erinnerung.
    Unter Segel hätten wir auch den fantastischen
    Rundumblick nicht genießen können.
    Weiterhin so, der richtige Wind zu seiner Zeit !

    Viele Grüße aus dem Schwabenland,
    Jens

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  2. Hallo Jens, schön von Dir zu hören.
    Wir sind auch froh, wieder ein Segelboot zu sein. Die zehn Motorstunden kamen bei diversen An- und Ablegemanövern in Puerto Montt, Valparaiso, Robinson Crusoe und auf den Osterinseln zustande. Auf der Überquerung selbst hatten wir zum Glück immer genug Wind, auch wenn es einige Male grenzwertig wenig war.
    Aber du hast völlig recht: Patagonien war wunderschön, mit dem einzigen Wermutstropfen, dass wir dauernd Motoren mussten. Das nächste Mal geht es deswegen ganz sicher von Nord nach Süd und mit wesentlich weniger Zeitdruck!

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